Silke
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Video-Link: https://youtu.be/rxl4pikQuwM

Plötzlich wieder Schülerin

Silke ist 51 Jahre und befindet sich nun im zweiten Jahr der praxisintergierten Ausbildung (PiA) zur Erzieherin.

Als ihre vier Söhne aus dem Haus waren, wollte es Silke beruflich nochmal wissen. Aber mit 50 Jahren wieder zur Schule gehen, ausgestattet mit mehr Lebenserfahrung als viele Lehrkräfte – gar nicht so einfach. Silke aber erfuhr durch ihre Ausbildung ein ganz neues Selbstbewusstsein.    

Die Erzieherin Silke lacht freundlich in die Kamera.

Einen Schatz an Erfahrung im Gepäck

Silke hatte gerade ihre Ausbildung zur Krankenschwester begonnen, als sie das erste Mal schwanger wurde. Und weil sie sich immer viele Kinder wünschte, kam nach dem ersten auch schnell das zweite, dann das dritte und das vierte. „Ich habe vier Söhne, die leider alle mit schweren Krankheiten zu kämpfen hatten. Heute geht es allen gut, aber wir haben einen harten Weg hinter uns mit vielen Therapien, langen Krankenhausaufenthalten und so weiter.“

Für Silke ist klar: Diesen harten Weg ist sie nicht umsonst gegangen. „Manche Dinge geschehen, um die Persönlichkeit zu schulen. Ich wollte schon immer anderen helfen, Erlebtes mitgeben, Mut machen – und habe mit 50 Jahren und einem Schatz an Erfahrung nochmal von vorne begonnen.“

„Die PiA war für mich perfekt.“

Ihr Traum war immer schon, etwas Sozialpädagogisches zu machen. Den Anstoß zum Einstieg in den Erzieherinnenberuf gab ihr eine Sachbearbeiterin bei der Arbeitsagentur. „Und ich dachte gleich: Das ist es“, erinnert sich Silke.

Eine klassische Ausbildung zur Erzieherin kam für die vierfache Mutter allerdings nicht infrage: „Ich brauchte ein gewisses Grundeinkommen. Und ich wollte gleich arbeiten, nicht nur zur Schule gehen. Deshalb war die praxisintegrierte Ausbildung für mich perfekt: Ich konnte direkt arbeiten, Geld verdienen und das neu Gelernte gezielt umsetzen.“ 

Eine Gruppe aus drei Erzieherinnen, die sich gegenseitig anlachen.
Eine Gruppe aus 11 Frauen, welche in einem Stuhlkreis sitzen und reden.

„Meine Erfahrung ist mehr als ein Studium.“

Auszubildende zu sein und wieder in die Schule zu gehen, das war für die 50-Jährige zunächst eine große Herausforderung: „Es war total ungewöhnlich, so viele junge Leute um sich zu haben. Und ich hatte Angst, ob ich mir alles merken kann – vor den ersten Prüfungsarbeiten bin ich fast durchgedreht.“ Wochenlang habe sie Fachbegriffe gelernt – und schließlich eine Eins geschrieben. „Das ist nämlich der Vorteil, wenn man älter ist: Man ist strukturierter, vielleicht sogar etwas ehrgeiziger. Und man bringt einen riesengroßen Schatz an Erfahrung mit. Das ist mehr als ein Studium.“

„Hier bin ich eine von vielen.“

Heute findet es Silke schön, wieder zu lernen. „Ich sitze nicht nur meine Zeit ab, sondern ich habe ja ein großes Ziel vor Augen.“ Dazu genießt sie es, ein wichtiger Teil ihrer Klasse zu sein: „Wir unterstützen uns gegenseitig und lernen voneinander – ich von den Jüngeren und sie von mir.“ Und wie gehen ihre Lehrerinnen und Lehrer mit der 50-jähigen Auszubildenen um? „Die Lehrerinnen und Lehrer behandeln mich ganz normal. Für die bin ich einfach eine Schülerin – eine von vielen.“