Philip
Der Erzieher Philip sitzt mit 5 Kindern auf einer Bank, eins davon sitzt auf seinem Schoß. Alle lachen in die Kamera.

„Mehr Zukunft bekommst Du nirgendwo“

Philip, 26 Jahre, hat durch das FSJ in einer Kita seinen Weg gefunden – und ist nun seit vier Jahren Erzieher.

Bis zu seinem freiwilligen sozialen Jahr in einem Kindergarten hatte Philip so gar keine Vorstellung vom Erzieherberuf. Diese FSJ-Zeit hat ihn geprägt – und ihm einen Weg für seine Zukunft aufgezeigt.

Der Erzieher spielt mit einigen Kindern auf dem Boden mit Lego Duplo.

Von planlos zum FSJ

Ausbildung? Studium? Oder doch erstmal ein Praktikum? Philip ging es nach seinem Schulabschluss wie vielen anderen: Er wusste überhaupt nicht wohin. „Damals habe ich viel Zeit mit meiner kleinen Nichte verbracht. Mit Kindern zu arbeiten, konnte ich mir also schon vorstellen“, erzählt der heute 26-Jährige. Philip entschied sich für ein freiwilliges soziales Jahr in einem Kindergarten – eine Entscheidung, die sein Berufsleben beeinflusste.

„Es fasziniert mich, wie Kinder die Welt sehen.“

„Ehrlich gesagt dachte ich, im Kindergarten habe ich ein lässiges Leben: bisschen spielen, Kaffee trinken, quatschen“, erinnert sich Philip und lacht dabei. Falsch gedacht: „Als FSJler hatte ich zwar keine Verantwortung, aber ich war immer überall gefragt – vor allem bei der Arbeit mit auffälligen Kindern.“ Diese Aufgabe hat den jungen Mann geprägt: „Kinder sind unvorhersehbar und ich habe viel von ihnen gelernt. Es fasziniert mich, wie sie die Welt sehen und verstehen – damit wollte ich mich mehr beschäftigen.“

Mit der klassischen Ausbildung zum Erzieher

Philip entschied sich für die Ausbildung zum Erzieher – ganz klassisch mit dem einjährigen Berufskolleg für Sozialpädagogik und daran anschließend die dreijährige, klassische Ausbildung an der Fachschule für Sozialpädagogik „Für mich war es damals der richtige Weg, weil ich noch bei meinen Eltern wohnte. Bei der praxisintegrierten Ausbildung hat man den Vorteil, dass man eigenes Geld verdient. Aber es kann auch anstrengend sein, alles unter einen Hut zu packen: Schule, Prüfungen und die Arbeit in der Einrichtung.“

Der Erzieher Philip hilft einem Mädchen beim Balancieren auf einer umgedrehten Bank.
Philip steht im Flur des Kindergartens und lächelt in die Kamera.

„Wir brauchen mehr Männer.“

Heute ist Philip Erzieher in der Anne-Frank-Kita in Heilbronn, einem großen Neubau in Holzbauweise mit hohen Fenstern, vielen kunterbunten Gruppenräumen und einem weitläufigen Außengelände. Hier arbeitet er in der Regenbogengruppe, „bei den Mittelkleinen“ – als einziger Mann in der Einrichtung. „Das Bild verändert sich zwar und geht weg vom reinen Frauenberuf. Aber wir brauchen eindeutig mehr Männer. Schon allein um mit Vorurteilen aufzuräumen.“

„Wie eine zweite Familie.“

Die begegnen ihm in seinem Arbeitsalltag zum Glück selten. Morgenkreis, Spielzeit, Lernangebote, Naturerlebnisse, Essen – Philip mag die Abwechslung in seinem Job, und auch die Vertrautheit: „Mit meinen Kolleginnen und den Kindern ist es wie in einer zweiten Familie. Es ist so interessant, wie die Kinder hier miteinander umgehen, welche Beziehungen sie eingehen. Wie eine Mini-Gesellschaft, die sich formt.“   

Die Welt mit Kinderaugen sehen

Seit seinem FSJ ist Philip fasziniert von der Welt der Kinder und ihre Sicht auf die Dinge. „Ganz Alltägliches, wie ein eingeschlafenes Bein, löst in Kinderaugen oft großes Erstaunen aus. Oder wenn dir eine Dreijährige erklärt, dass manche Kleeblätter kleine Löcher haben, weil Zwerge damit ihre Häuser bauen. Wir Erwachsene haben vergessen so zu denken und zu sehen.“

Durch den Einblick in diese Kinderwelt fand Phillip zu seinem Beruf – und er will weitermachen: erst Leitung werden, dann Psychologie studieren. „Die Kinder zeigen mir jeden Tag: es gibt so viele Möglichkeiten.“

Ein Mädchen macht an den Händen des Erziehers eine Rolle.